Adler ZiviltechnikerInnen

Vorarlberger Landesbibliothek

© Gustav Willeit

Wertschätzung des „Alten“

Seit 1986 befindet sich die Vorarlberger Landesbibliothek am Fuße des Gebhardsbergs im Areal des ehemaligen Benediktinerklosters St. Gallusstift. Um den neuen Aufgaben gerecht zu werden, die vor allem durch den Einzug der digitalen Medien und massiv verändertes Benutzerverhaltens geprägt sind, wurde die Adaptierung der Eingangs- und Erschließungssituation sowie von Räumlichkeiten in den Geschoßen des Hauptgebäudes erforderlich.

Zentraler Entwurfsgedanke war die Verlegung des Haupteingangs und die sich daraus ergebende Öffnung der Bibliothek zur Stadt hin, die Verbindungsspange aus dem Jahre 1985 zwischen dem Schlösschen Babenwohl und dem Hauptgebäude abzubrechen, das Schlösschen mit Grundmauern aus dem 14. Jahrhundert so als eigenständiges Gebäude oberirdisch freizustellen. Der Haupteingang erfolgt nun von Nordwesten her über den Park und eine dem Haus entsprechende großzügige Freitreppe, die mittig auf den Konventbau führt. Besonderen Wert wurde auf die Funktionalität der neuen Räumlichkeiten gelegt, wobei der historische Charakter der Gebäude gewahrt bleiben soll.

Im ersten Obergeschoss des Mitteltraktes entstand ein neuer Lesesaal mit einer verspiegelten Decke. Weiters wurden vier komfortable Gruppenarbeitsräume für kooperatives Lernen in der Kleingruppe eingerichtet, auch die sanitären Einrichtungen in den Geschossen wurden erneuert.

Die Fernwirkung und Anordnung der Gebäude in Ihrem alten Baumbestand sprechen die Sprache von Gründerzeit und Jugendstil. Das Ensemble ist mit dem Beginn der Moderne bereits komplett gewesen. Ludescher + Lutz Architekten versuchen dieser Stimmung zu entsprechen, indem sie solide Materialien wie Beton, Kalkputz und Massivholz einsetzen und diese mit einer handwerklichen Arbeit verbinden, wie sie vor dem 2. Weltkrieg noch üblich war. Zeitgemäße Technik und Beleuchtung werden selbstverständlich eingesetzt, jedoch erst in der zweiten Wahrnehmungsebene.
Vielleicht gelingt es, hier einen Ort zu schaffen, an dem die Zeit langsamer vergeht; Evolution statt Revolution; wertschätzende Weiterentwicklung.

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